EHWS Andalusien, Etappe 3: Puerto de la Torre del Rayo - Los Barrios
Auch dieser Tag begann mit Regen, diesmal schon am frühen Morgen und zeitweise kräftig. Auf dem Programm stand der zweite Teil der langen Etappe nach Los Barrios, die ich gestern durch den Abstecher nach Facinas unterbrochen hatte. Nachdem die gestrige Wanderung von der Hauptwasserscheide weg durchs Hinterland der Atlantikküste führte, sollte es heute in einem weiten Bogen über die Wasserscheide zurück Richtung Mittelmeer gehen, bis in die unmittelbare Nachbarschaft der Bucht von Algeciras.
Zögerlicher Aufbruch
Meinen ursprünglichen Plan, mit dem Morgenbus nach Facinas zurück zu kehren, um die Wanderung am Endpunkt des Vortages fortzusetzen, liess ich schon bald fallen – auch deshalb, weil ich nach den Erfahrungen des Vorabends wenig Lust hatte, mich von Busfahrplänen abhängig zu machen. Überhaupt zweifelte ich eine gute Stunde lang, ob ich bei diesen äusseren Bedingungen nicht besser noch einen Ruhetag in Tarifa verbringen sollte. Die Wetterkarte im spanischen TV zeigte Regen auf der ganzen iberischen Halbinsel an – im Norden schien es nachts sogar unwetterartige Situationen gegeben zu haben. Doch dann schien sich die Lage zu beruhigen, und als gegen 10 Uhr erste Sonnenstrahlen durch die Wolken drangen, entschied ich mich für den Aufbruch und damit für den Abschied von Tarifa.
Anmarsch auf Asphalt erspart
Einen Bus gab es nun freilich nicht mehr; als Alternative bot sich wie am Vorabend das Taxi an. Die grössere Flexibilität dieses Verkehrsmittels nutzte ich zur Verkürzung der Wanderstrecke: Statt nach Facinas liess ich mich auf den Puerto de la Torre del Rayo hinauf bringen, den ich gestern zu Fuss überquert hatte. Etwa anderthalb Kilometer hinter der Passhöhe zweigt der GR7 rechts von der Strasse ab; hier liess ich mich absetzen. Ich ersparte mir so den langen und öden Anmarsch über die Strasse, die ich gestern in umgekehrter Richtung begangen hatte.
Puerto de la Torre del Rayo - Los Barrios |
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Etappe | EHWS Andalusien, Nr. 3 |
(Fernwanderprojekt EHWS) | |
Länge / Dauer | 29 km / 7h50' |
Auf- / Abwärts | 407 m / 515 m |
Höchster Punkt | 245 m (Puerto de Ojén) |
Tiefster Punkt | 8 m (Los Barrios, Arr. del Cuco) |
Fernwanderwege | E4 (GR7) |
Durchgeführt | Donnerstag, 13. Oktober 2016 |
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Trotzdem hatte ich immer noch rund 29 km vor mir, und angesichts der späten Startzeit – es war Viertel vor 11, als ich aus dem Taxi stieg – blieb fürs Flanieren wenig Zeit, wenn ich mein Ziel noch bei Tageslicht erreichen wollte. Glücklicherweise hatte ich die Unterkunft in Los Barrios vorausgebucht (im Hotel Montera Plaza), sodass ich wenigstens dieser Sorge ledig war.
Durch ein abgeschiedenes Tal
Anforderungen stellt die Wanderung kaum. Sie weist nur mässige Höhenunterschiede auf und verläuft zu Beginn und am Ende unter weiten Himmeln, zur Hauptsache jedoch durch ein abgeschiedenes Tal zwischen langgezogenen Bergrücken mit viel Grün hindurch. Genau genommen sind es zwei Täler, die durch einen Pass – den Puerto de Ojén – miteinander verbunden sind. Auch die Orientierung bereitet keine Mühe: Durch das Tal folgt man immer derselben, nicht asphaltierten und nur für Anwohner befahrbaren Forststrasse. Es handelt sich um die CA-221, die offenbar während des Bürgerkriegs als wichtige Verbindung zwischen Algeciras und Cádiz diente, später aber zurückgebaut wurde und heute für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Hat man diese einmal erreicht, kann man sich nicht mehr verlaufen. Und wo sie endet, mündet sie in die Verkehrsstrasse C440 A, die einen entlang einer zur Bucht von Algeciras hinführenden Fluss-Senke und neben der neuen Schnellstrasse A-381 über rund 6 km geradewegs nach Los Barrios hinein geleitet.
Mittagsrast auf dem Pass mit schöner Aussicht
Meine Wanderung begann auf einem schönen Weg entlang von Einzelhöfen und Weiden an einem Abhang, der weite Ausblicke über die mit Windturbinen übersäte, endlos scheinende Ebene von Facinas bot. Allerdings begann sie auch, kaum hatte ich das Taxi hinter mir gelassen, mit erneuten Regentropfen, einer schwarzen Wolkenwand zum Atlantik hin und Donnergrollen, das dann aber in der Ferne bleiben sollte.
Mit wechselhaftem Wetter ging es weiter, um einen kegelförmigen Hügel herum auf die Forststrasse und zum Stausee Embalse de Almodovar, der den Beginn des Tals bildet. Immer mal wieder gabs etwas Regen, jedoch immer nur für wenige Minuten. Beim sanften, mir aber endlos lang vorkommenden Aufstieg zum Puerto de Ojén kam ich unter der Regenkleidung wieder gehörig ins Schwitzen.
Wunderschön dann die Passhöhe, auf der die Hauptwasserscheide überschritten wird, und der Blick in die grüne Talmulde und zu den bis zu etwa 800 m hohen Kämmen der Sierra de Ojén und der Sierra de Luna zur Rechten und der Sierra del Niño zur Linken. Vom Mirador etwa hundert Meter hinter der Passhöhe aus konnte ich die Aussicht gut geniessen; es hat hier nebst einer Informationstafel sogar eine steinerne Sitzbank, die trocken genug war um auf ihr eine Mittagsrast abzuhalten – ein Luxus, an den am Vortag nicht zu denken gewesen war!
Leuchtend rote Korkeichen und Regenbogen
Am Nachmittag besserte sich das Wetter zusehends, sonnige Abschnitte herrschten nun vor und liessen das Rot der entrindeten Korkeichenstämme zuweilen leuchten und mich die Schönheit der felsigen Landschaft geniessen. Gelegentliche kurze Regenschauer gabs aber weiterhin, zuweilen bildeten sich Regenbogen über dem Tal. Nach etwa einer Stunde wichen die Berge zur Rechten mehr und mehr zurück und gaben Fernblicke in Richtung der Bucht von Algeciras frei; von einzelnen exponierten Stellen aus war der Felsen von Gibraltar am Horizont zu erkennen. Drei Stunden nach dem Aufbruch vom Puerto de Ojén erreichte ich die Strasse C440 A. Am Morgen hatte ich eine Asphaltstrecke vermeiden können – um diese am Schluss des Tages kam ich nicht herum.
In meinem Hotel, das sich direkt neben einer Stierkampfarena befand, kam ich kurz vor dem Eindunkeln an (das findet hier um diese Jahreszeit etwa um 20 Uhr statt). Die Wanderung kam mir sehr lang und trotz geringen Anforderungen anstrengend vor – das wurde wohl vor allem durch die immer wieder einsetzenden Regenschauer am Vormittag und dann die letzten anderthalb Stunden Asphalt bewirkt. Entsprechend war ich müde – aber auch froh darüber, dass ich mich trotz des widrigen Wetters am Morgen zum Aufbruch durchgerungen hatte.
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