Der erste Abschnitt der Fernwanderung Bern – Amsterdam führt durch die Nordwestschweiz und das Oberelsass und endet nordwestlich von Colmar. Er tangiert zwei Mittelgebirge – den Jura und die Vogesen – und zwei Niederungen: das Schweizer Mittelland und die Burgundische Pforte. Der höchste Punkt des Abschnitts liegt auf 1424 Meter auf dem Vogesengipfel Grand Ballon, der tiefste auf 270 Meter am Rhône-Rhein-Kanal. Die Wanderung weist viele Auf- und Abstiege auf, enthält aber auch flache Etappen. Die Wanderwege sind meist gut markiert und naturnah. Das letzte Drittel verläuft über den Europäischen Fernwanderweg E2 Mittelmeer – Nordsee, der hier vom französischen GR5 gebildet wird. Für die 235,5 km lange Strecke benötigte ich zehn Tagesetappen.
Jura und Vogesen | |
Abschnitt | Bern - Amsterdam, Teil I |
Länge / Dauer | 235,4 km / 10 Tage |
Durchgeführt | 31. Aug. - 10. Sept. 2007 |
Höchster Punkt | 1'424 m: Grand Ballon |
Tiefster Punkt | 270 m: Rhein-Rhône-Kanal |
Start | Bern Nord-Ost |
Ende | Le Bonhomme |
Fernwanderwege | E2 (GR5): Teile |
Weitere Facts & Figures | |
Start der Wanderung | Nächster Abschnitt |
In hydrogeographischer Betrachtung führt die Wanderung nacheinander durch die Einzugsgebiete der Rhein-Zuflüsse Aare, Birs und Ill. Auf dem Vogesenkamm berührt sie aber auch bereits jene von Meurthe und Saar, die indirekt via Mosel ebenfalls dem Rhein zufliessen. Im Jura und in der Burgundischen Pforte streift sie auf kurzen Abschnitten zudem das Einzugsgebiet des Doubs und damit die Europäische Hauptwasserscheide Rhein-Rhone beziehungsweise Nordsee-Mittelmeer.
Der Ausgangspunkt Bern liegt etwa in der Mitte des Schweizer Mittellandes, wie die sich in Südwest-Nordost-Richtung zwischen Alpen und Jura hinziehende Niederung heisst, die eigentlich eine hügelige Hochebene ist. Wir – Ruth begleitete mich an den ersten beiden Tagen – starteten direkt an unserer Haustür: Schuhe schnüren, Rucksäcke schultern, Türe verschliessen und losmarschieren, ohne zuerst mit irgendeinem Verkehrsmittel zu irgendeinem Startpunkt anreisen zu müssen: Das war der nicht alltägliche Aufbruch zu dieser Fernwanderung. Nicht alltäglich war auch, dass wir es am Abend taten. Es war ein Freitag, wir hatten tagsüber noch Verpflichtungen nachzukommen; zudem entschieden wir uns angesichts einer unsicheren Wetterlage erst im Lauf des Nachmittags definitiv zum Aufbrechen. In den letzten Augusttagen des Jahres 2007 hatten mehrere Unwetter die Schweiz überzogen und zum Teil erhebliche Schäden mit Überschwemmungen angerichtet, und zwar auch in der näheren Umgebung von Bern. Erst im Lauf dieses Freitags, es war der 31. August, begann die Sonne sich allmählich durchzusetzen. So startete das Unternehmen „Bern – Amsterdam zu Fuss“ mit einer Abendwanderung und einer Hotelübernachtung vor den Toren der eigenen Stadt. In drei Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit wanderten wir von zu Hause in die Agglomeration hinaus, dem Jura-Riegel am Horizont entgegen.
In eineinhalb Tagen war das Mittelland überquert und der Fuss des Jura erreicht. Im Ort Pieterlen , nun für einen Tag in Begleitung eines Freundes, beginnt der steile Aufstieg zu diesem ersten der drei Mittelgebirge zwischen mir und Amsterdam. In drei Tagen werden mehrere parallel verlaufende Ketten des Faltenjura und die dazwischenliegenden Täler überquert; immer wieder geht es hinauf und meist sofort wieder hinunter. Das Gebirge ist mir von früher wohlvertraut, allerdings bin ich es eher gewohnt, seinen Ketten entlang zu wandern statt sie zu queren. So etwa von der Jura-Magistrale her, jener Mehrjahres-Fernwanderung, die ich im Jahr zuvor abgeschlossen habe. Unterwegs kreuzt sich mein aktueller Weg mit ihr: auf der Montagne de Romont mit der Kreten-Variante, oberhalb von Court mit der damaligen Hauptroute. Beim elsässischen Ferrette verlässt man schliesslich den Jura und tritt in die Burgundische Pforte hinaus. Es folgen zwei Flachetappen, um diese Verbindung zwischen der Oberrheinischen Tiefebene und dem Saône-Rhône-Graben zu durchqueren, dann gelangt man im Städtchen Thann an den Fuss der Vogesen und gleichzeitig auf den Fernwanderweg E2/GR5, dem ich fortan bis an die niederländische Grenze vor Maastricht folgen werde. Nun beginnt Mittelgebirge Nummer Zwei: In einem eintägigen Aufstieg gegen Norden wird gleich der höchste der Vogesen-Gipfel erklommen: der Grand Ballon. Von hier zieht sich ein mehrere Gipfel aneinander reihender Kamm, der beim Rainkopf in den Vogesenhauptkamm übergeht, viele Kilometer weit nach Norden. Zwei Tage lang bleibt man in Höhenlagen über 1000 Meter und folgt in freundlichem Auf und Ab dem weitgehend baumlosen Kamm. Beim ersten tieferen Einschnitt, dem Tal des Flüsschens Béhine, dessen Wasser zur Tiefebene des Rheins hinunter fliesst, beendete ich dieses erste Teilstück. Am Folgetag reiste ich per Bus nach Colmar und von dort per Bahn nach Bern zurück.
Besser als in den Tagen vor dem Aufbruch waren die äusseren Umstände allemal: Statt Stark- und Dauerregen erlebte ich durchzogenes, wechselhaftes und für die Jahreszeit eher kühles Wetter, das jedoch zum Wandern ganz ordentlich taugte. Im Jura und zu Beginn auch auf dem Vogesenhauptkamm begleiteten mich dunkle Wolken und vereinzelte Regenschauer; auch war es zum Teil ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit. Über mangelndes Glück kann ich mich indes nicht beklagen: Ausgerechnet auf dem schönsten Teil der Strecke, jenem über die Trockenwiesen des Vogesenkamms, war mir das Wetter nach anfänglichen Drohgebärden sehr wohl gesinnt. Eineinhalb Tag lang konnte ich bei Sonnenschein über die sanfte Unterlage der Hautes Chaumes (die für die Vogesen typischen, mit einzelnen Kiefern bestandenen Hochweiden) flanieren, dabei Fernsichten mit weitem Himmel und Tiefblicke in steil eingeschnittene, waldreiche Täler mit dunklen, runden Bergseen geniessend. Erst kurz vor dem Zielort Le Bonhomme traf mich wieder etwas Regen.
Unterkünfte fand ich in Hotels und Herbergen, die meistens direkt am Weg oder in Gehdistanz von diesem lagen. Schwierig gestaltete sich das Unterfangen allerdings im nördlichen Jura und im Sundgau, das heisst im Gebiet der Burgundischen Pforte: Hier sind die Angebote dünn gesät, und an den von mir gewählten Tagen waren sie zudem ausnahmslos geschlossen. Öffentliche Verkehrsverbindungen sind wie in allen ländlichen Gegenden Frankreichs dürftig. Eine Ausnahme bildet die Bahnlinie zwischen Belfort und Mulhouse mit mehreren Haltestellen. Eine davon befindet sich in Altkirch, und diese habe ich genutzt: Nachdem ich mir bereits in Ferrette eine Nacht im Freien um die Ohren hatte schlagen müssen, fand sich auch in Altkirch keine Unterkunft, weshalb ich mit der Bahn nach Mulhouse auswich. Dort legte ich einen Ruhetag ein, um mich von der Kälte der Open-air-Nacht und den Strapazen zweier überlanger Wandertage zu erholen. Für die Fortsetzung der Wanderung reiste ich dann aber mit dem Taxi nach Altkirch zurück, weil ich wegen zu langen Frühstückens prompt den Morgenzug verpasste.
Unten siehst du, wie ich die Strecke in Etappen eingeteilt habe. Von den einzelnen Etappen bestehen keine Textberichte.
Etappe 1 (31. August 2007) | Bern - Münchenbuchsee | 9 km / 2h15' |
Etappe 2 (1. September 2007) | Münchenbuchsee - Pieterlen | 26,6 km / 7h20' |
Etappe 3 (2. September 2007) | Pieterlen - Moutier | 19 km / 7h30' |
Etappe 4 (3. September 2007) | Moutier - Bassecourt | 20,6 km / 7h10' |
Etappe 5 (4. September 2007) | Bassecourt (CH) - Ferrette (F) | 33 km / 9h40' |
Etappe 6 (5. September 2007) | Ferrette - Altkirch | 29,4 km / 7h20' |
Etappe 7 (7. September 2007) | Altkirch - Thann | 35 km / 9h |
Etappe 8 (8. September 2007) | Thann - Grand Ballon | 15,3 km / 7h30' |
Etappe 9 (9. September 2007) | Grand Ballon - Pied du Hohneck | 23,5 km / 7h30' |
Etappe 10 (10. September 2007) | Pied du Hohneck - Le Bonhomme | 24,2 km / 7h40' |
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