Artikel mit dem Tag "mai"



Deutschland · 22. Mai 2023
Wo alle Dörfer «Hofen» heissen
Erstmals blieb ich den ganzen Tag auf dem Albplateau; dabei löste ich mich von seinem Rand und stiess nach und nach in sein Inneres vor. Auch hing erstmals Sommer in der Luft: Über der leicht gewellten Hochfläche spannte sich ein weiter Himmel, die Sonne wärmte die Haut und liess das Heu duften. Es rauschten Windturbinen und gelegentlich eine Autobahn, ich schritt durch Feld und Wald und durch verschlafene Bauerndörfer mit Namen, die fast alle auf «-hofen» endeten.
Deutschland · 21. Mai 2023
Geschlossene Klammern
In einem klammerförmigen Bogen werden die Südbezirke der Stadt Neumarkt umkreist. Es wird ein letzter Zeugenberg erwandert, ein historischer Kanal überbrückt und begleitet, eine breite Talsenke durchschritten und am jenseitigen Hang wieder hinaufgestiegen. Dort wird die vor zweieinhalb Tagen zurückgelassene Alb wiedergewonnen. Und ich kann mich ein weiteres Mal über das Wiedersehen mit einem vor 18 Jahren begangenen Stück Frankenweg freuen.
Deutschland · 20. Mai 2023
Esel am Zeugenberg
Das Wochenende begann sonnig und mit einer Kehrtwende: Es ging zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war – wenn auch nicht auf demselben Weg, sondern weiter östlich in wieder etwas hügeligerem und aussichtsreicherem Gelände. Auf und ab führte der Weg über die Neumarkter Zeugenberge gen Süden. Auf diesem bewegte man sich per Rad oder gemächlich zu Fuss oder – wem dies noch nicht langsam genug war – auf Eseln fort.
Deutschland · 19. Mai 2023
Dem Vater- folgte ein Katertag. Auf dem Fuss!
Dass ich am Morgen nach dem Vatertagsgelage nicht leicht auf die Füsse kam, war nicht verwunderlich. Dass sie mich trotz des späten Aufbruchs über dreissig Kilometer weit trugen, schon eher. Doch nichts hätte den Kater wirkungsvoller vertreiben können: Wandernd strampelte ich ihn mir förmlich aus dem Leib. Die nahezu flache Landschaft des Albvorlands und ruhiges, graues Wetter erleichterten es. (Die Gattung liess mich dennoch nicht los: Am Ende wartete der Gasthof «Weisser Löwe» auf mich.)
Deutschland · 18. Mai 2023
An einem langen Vatertag durchs weite Frankenland
Der Auffahrtstag brachte einen Hauch von Frühling, es drängte viele an die Sonne. Schon früh standen da und dort sportlich ausgestattete Männer mit schäumenden Biergläsern herum. Auf der Albhochfläche machten sich Picknickgesellschaften breit. Auf Dorfplätzen sassen unter geschmückten Maibäumen Leute an Holztischen. Dass hier keiner Himmelfahrt gedacht, doch vielmehr Vatertag gefeiert wurde, dämmerte mir Auswärtigem erst nach und nach. Der Abend sorgte dafür, dass ichs nie mehr vergesse.
Deutschland · 17. Mai 2023
Wo einst ein Graben wollt vermählen...
Als erstes führte die Wasserscheidenwanderung durch die Fränkische Alb mich zur «Fossa Carolina»: jenem Graben, der im Frühmittelalter die Gewässersysteme von Rhein und Donau miteinander hätte verbinden sollen. Vor genau 1230 Jahren soll Karl der Grosse den Auftrag zum Bau erteilt haben, den er persönlich vor Ort überwachte. Auch ich war schon einmal hier. Das war zwar erst 18 Jahre her; trotzdem traf ich nicht alles genau so an, wie es sich in mein Gedächtnis eingegraben hatte.
Frankreich · 31. Mai 2022
Wegweiser für einen ganzen Tag
Über den Höhepunkt des heutigen Tages gab es keinerlei Zweifel: Schon am Morgen ragte er vor mir auf, und mit der rot-weiss gestreiften Antennennadel, die er in den Himmel streckte, blieb er bis zum Abend ein immer wieder sichtbares Orientierungszeichen: Der Pic de Nore, höchste Erhebung der Montagne Noire. Unbestritten war auch der Weg: Auf dem GR36 gings auf den Pic, dahinter fand der GR7 mich wieder. Mit ihm verliess ich die Wasserscheide erst gegen Ende, um ins Tal des Thoré abzusteigen.
Frankreich · 30. Mai 2022
Wo Wasserscheide, da Windkraft. So Wind will.
Zwischen Fontbruno und Pic de Nore gibt es etliche Wanderwege, doch keiner folgt der Wasserscheide. So suchte ich mir selber einen. Allzu schwer war es nicht: Denn auf den Höhen, die sich zwischen den Tälern von Arnette und Orbiel dahinziehen, reiht sich Windpark an Windpark. Die Turbinen überragten die Baumwipfel und waren weithin sichtbar. Der Wind freilich scherte sich heute nicht um sie. Er blies wohl anderswo – zum Beispiel in den Pyrenäen, die verschleiert am fernen Horizont standen.
Frankreich · 31. Mai 2019
Vor Sisyphus verneigt, dem Zerberus getrotzt
Eine schöne Wanderung stehe mir bevor, prophezeite man mir beim Aufbruch; an einer Stelle jedoch müsse ich mich in Acht nehmen, dort lauere Ungemach. Die orakelähnliche Voraussagung stimmte mich auf die Figurenwelt der griechischen Mythologie ein: So erinnerten mich die nicht enden wollenden Wechsel von Auf- und Abstiegen an Sisyphus, und die Hunde, die mich abschrecken wollten, an den Höllenhund Zerberus.
Frankreich · 30. Mai 2019
Tanzen auf des Wassers Sch(n)eide
Das Auffahrts-Wochenende nutzte ich für den Start zum Vogesen-Abschnitt der EHWS-Wanderung. Von Remiremont an der Moselle stieg ich in einer gemütlichen Halbtagesetappe auf jenen nicht sehr hohen Hügelzug hinauf, der das obere Moseltal gegen Südwesten abschirmt und vom Einzugsgebiet der Saône trennt. Auf der Wasserscheide wurde getanzt, und sie teilte meine Nacht: Denn ich ass auf der Mittelmeer- und schlief auf der Nordsee-Seite.

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