Artikel mit dem Tag "november"
Deutschland · 09. November 2024
Endlich einmal begann sich der Nebel schon früh aufzulösen. Er war nahezu verschwunden, als ich nach knapp zwei Stunden die Spuren einer alten Handelsstrasse erreichte. Dort las ich auf einer Tafel über sie und über Geleitrechte, die einst auf ihr galten. Ein solches Recht gewährte ich persönlich heute gern der Sonne: Sie setzte sich mehr und mehr durch und bescherte mir schöne, wenn auch dunstige Rundsichten über das Hügelland bis zu dem immer näher rückenden Fichtelgebirge.
Deutschland · 08. November 2024
Nachdem die Fränkische Alb nun hinter mir lag, sah ich dem neuen Landschaftsabschnitt – dem Obermainisch-Oberpfälzischen Hügelland – mit einer gewissen Neugier entgegen. Diese wurde aber im Keime erstickt. Denn erneut hatte Nebel das Land in festem Griff und liess kaum mehr als einen Steinwurf weit sehen. Auch der höchste Punkt des Tages – der Funkenberg – hatte unter diesen Umständen nichts zu bieten. Im Gegenteil: Eine kalte, bissige Brise trieb einen von dannen.
Deutschland · 07. November 2024
Am Wetter änderte sich weiterhin nichts, aber wenigstens hob sich der Nebel etwas an und bildete eine Decke über dem Land, statt es zu verhüllen. So konnte ich beobachten, wie es sich allmählich veränderte, die Waldpartien kleiner und die Felder offener wurden. Und vom Aussichtsturm auf dem Kütschenrain – dem höchsten Punkt weit und breit – konnte ich über das zurückblicken, was ich in den Tagen zuvor sozusagen mit Scheuklappen durchwandert hatte: So also sah sie aus, die Fränkische Alb!
Deutschland · 06. November 2024
Auch heute machte der Nebel nicht die geringsten Anstalten sich aufzulösen. Als feuchtkalte graue Masse lag er auf dem Land. Die Route am östlichen Albrand entlang bietet aber auch so Spektakel: Dafür sorgen markante Felsformationen, die sich mitten im Wald vor dem Wanderer auftürmen und zu einem ebenso faszinierenden wie verwirrenden Labyrinth gruppieren. Hat man sie hinter sich, gerät man an den Rand eines militärischen Übungsterrains, von dem entferntes Waffengeknatter herüberschallt.
Deutschland · 05. November 2024
Es begann und endete mit je einem Aussichtspunkt: auf dem Hartenfels ob Neukirchen und an der Nordflanke des Stutzerbergs über Königstein. Zu sehen war aber an beiden Orten rein gar nichts: Hier wie dort und auf der gesamten dazwischenliegenden Strecke verhüllte der Nebel das Land und trübte es gnadenlos ein. Umso deutlicher liess sich das Rascheln des Laubes unter den Füssen vernehmen – oder das Rauschen und Ächzen eines in verschluckter Höhe drehenden Windrads.
Deutschland · 04. November 2024
Gelangte man auf dem sanft gewellten Gelände einmal kurz an die Sonne, hiess es immer gleich wieder in den Nebel hinabtauchen. Ansonsten zeigte sich bestenfalls eine verschleierte Scheibe. Nie war diese stark genug, um sich Bahn zu brechen, selten reichten die Albhöhen bis zu ihr hinauf. Dabei war es oft, als müsste man nur den Kopf noch etwas höher recken. Immerhin: Ganz zuletzt wich der Nebel doch noch – allerdings neigte sich da der kurze Novembertag auch schon wieder seinem Ende entgegen.
Deutschland · 03. November 2024
Als ich ans letzte Etappenende zurückkehrte, hatten sich sowohl Jahreszahl wie auch Jahreszeit verändert. Es waren eineinhalb Jahre verstrichen, und statt des damals gerade aufkeimenden Sommers war nun Spätherbst. Die Alb triefte am Morgen von nächtlichem Nebel und auftauendem Rauhreif, und anstelle von blühenden Rapsfeldern dominierten rot und golden leuchtende Wälder die Farbpalette. Passend zur «Goldenen Strasse», die meine Route begleitete.
Spanien · 01. November 2023
Noch war das von den Britischen Inseln heranbrausende Sturmtief «Ciarán» nicht da, aber es kündigte sich an und würde mir fraglos eine Pause aufnötigen. Meine somit vorerst letzte Etappe führte mich durch ausgedehnte Felder, über die mir von ferne ein Osborne-Stier erst entgegen-, dann hinterherlugte. Derweil gewann der Wind zusehends an Kraft, zerzauste die Wolken und erzeugte ein Wechselspiel von Licht, düsteren Schatten und changierenden Erdfarben. Wanderer liess er rasch ermüden.
Schweiz · 22. November 2018
Auch am dritten Tag der Mittelland-Querung lichtete sich der Nebel nicht. Da schritt ich über den als Weltkulturerbe klassifizierten Weinbergterrassen des Lavaux dahin, wusste den Alpenkranz vor und den Genfersee tief unter mir und sah von alledem kaum einen Schimmer. Und weil der Südhang der
Wasserscheide weniger zugänglich war als erwartet, machte ich in dem Nebelbrei auch noch unnötige Umwege.
Schweiz · 16. November 2018
Tags darauf: gleiche Hochnebellage, gleiche Stimmung, aber noch kälter. Eine Kappe über den Ohren und Handschuhe sind gut zu gebrauchen. Weil ich aus dem Gros de Vaud auf die etwas höher gelegenen Plateaus des Jorat gelange, gehe ich nicht mehr unter, sondern in der Nebeldecke drin. Es ist wie ein Vorwärtstasten durch eine mystische Welt. Dabei ist die Stadt gleich nebenan. Dass ich immer mehr schemenhaften Gestalten begegne – zwei- und vierbeinigen - verrät die Nähe von Lausanne.