Mein aktuelles Fernwanderprojekt orientiert sich am Verlauf der Europäischen Hauptwasserscheide (abgekürzt: EHWS). Diese imaginäre Linie zerteilt Europa in zwei hydrogeografische Räume, deren Gewässer entweder dem Atlantik oder dem Mittelmeer zufliessen. Unter Mitbetrachtung der zugehörigen Nebenmeere (Ärmelkanal, Nord- und Ostsee auf Atlantik-, Schwarzes Meer auf Mittelmeer-Seite) verläuft diese Linie von der Südspitze Spaniens in zahlreichen Windungen bis vor die Tore Moskaus. Dabei durchzieht sie einige der höchsten Gebirge Europas und führt nicht selten über deren Kreten und Gipfel, durch Geröll, Fels und Eis.
Allein schon aus dieser Tatsache lässt sich erkennen, dass eine durchgängige Wanderung direkt auf oder entlang dieser Linie ausgeschlossen ist. Dies trifft auf jeden Fall zu, solange man unter „Wandern“ eine Fortbewegungsart versteht, die in der Regel bei aufrechtem Gang erfolgt und ohne Beanspruchung körperfremder Hilfsmittel – von Stöcken einmal abgesehen – auskommt. Aber selbst für eingefleischte Alpinisten dürfte ein lückenloses Folgen der Hauptwasserscheide eine erhebliche Herausforderung darstellen.
©bayern-fichtelgebirge.de/gewaesserkunde
Es ist also klar: Die Europäische Hauptwasserscheide ist kein Fernwanderweg und nur in einzelnen Abschnitten begehbar. Sie dient mir denn auch nur als Orientierungslinie: Ich suche begehbare Wege, die nicht allzu weit von ihr entfernt in derselben Hauptrichtung verlaufen. Klar ist auch, dass die Strecke aufgrund ihrer schieren Länge für einen Hobbywanderer und Normalsterblichen möglicherweise nicht während eines einzigen Lebens zu bewältigen ist. So gehe ich angesichts der Tatsache, dass ich dieses Projekt im Alter von 60 Jahren und neben einer vollberuflichen Erwerbstätigkeit in Angriff genommen habe, nicht unbedingt davon aus, dass es mir vergönnt sein wird, es jemals vollständig zu verwirklichen. In Anbetracht dieser Fakten lässt sich mein Projektziel wohl am besten als Wunsch formulieren, im Lauf der Jahre in möglichst vielen Gebieten Europas so nahe wie möglich an der Hauptwasserscheide entlang zu wandern und möglichst oft Punkte zu betreten, die auf ihr liegen.
Die Länge und Topographie dieser Linie bringt als weitere Besonderheit mit sich, dass sie unterschiedliche Klimazonen durchläuft. Dies bedeutet, dass einzelne Abschnitte nur zu unterschiedlichen und teilweise kurzen Jahreszeiten begangen werden können. Daraus ergeben sich Einschränkungen der infrage kommenden Zeitfenster – andererseits aber auch Erweiterungen, sofern ich mir in der Abfolge eine gewisse Flexibilität erlaube. Meine bisherigen Fernwanderungen führte ich fast ausnahmslos jeweils entweder im Mai-Juni oder im September durch. Entlang der Hauptwasserscheide jedoch finden sich Abschnitte, die schon im März-April oder noch im Spätherbst und andere, die mitten im Hochsommer begangen werden können.
All dies bringt mich dazu, meine Wanderung anders als etwa beim abgeschlossenen Projekt Bern – Amsterdam in diesem Fall nicht als eine lineare, chronologische Abfolge von Etappen zu planen, die an einem Startpunkt beginnt und an einem Zielort endet. Vielmehr teile ich sie in mehrere Teilprojekte auf, die ich im Prinzip unabhängig voneinander und in einer pragmatischen Reihenfolge begehen kann. Pragmatisch in dem Sinne, dass terminliche, saisonale, geographische und vielleicht noch andere Opportunitäten darüber entscheiden, wann ich in welcher Gegend wandern gehe.
So wandere ich zum Beispiel in den Sommermonaten eher in den Alpen, während ich etwa im Oktober, wenn in den Alpen schon mit Schneefällen gerechnet werden muss, eher südlichere Regionen bevorzuge, wo wiederum Wandern im Sommer angesichts der Hitze keine sehr gute Idee wäre. Eine Konstante beabsichtige ich allerdings durchzuziehen: der EHWS bei allen Teilprojekten und Etappen immer in der gleichen Hauptrichtung zu folgen, nämlich von der Meerenge von Gibraltar in Richtung Osteuropa.
Einzelne Abschnitte der EHWS bin ich im übrigen auch bereits im Rahmen der Jura-Magistrale abgeschritten.
Die folgenden Gebietsabschnitte habe ich bisher in Angriff genommen oder abgeschlossen:
Auf der Status-Seite siehst du den aktuellen Projektstand im Überblick und im Detail: