Serranía de Cuenca "plus"

(mit Montes Universales und Sierra de Albarracín)

EHWS Sistema Ibérico, Teil I: Chillarón de Cuenca bis Santa Eulalia del C. (2024)

Die Serranía de Cuenca und die östlich anschliessenden Montes Universales und Sierra de Albarracín bilden die südlichsten Teilgebirge des Sistema Ibérico ("Iberisches Gebirge"). Die bis zu 1900 m hohe Mittelgebirgsgruppe schliesst die südkastilische Hochebene der Mancha gegen Norden ab und liegt grösstenteils in der Region Castilla-La Mancha, zieht sich aber auch in die Region Aragón (Aragonien) hinein.

 

Die Europäische Hauptwasserscheide (EHWS) tritt etwas westlich von Cuenca in das Gebirge ein, dreht sich in einem nach Norden ausholenden Bogen um diese Stadt herum und zieht sich anschliessend in einer nach Nordosten gewandten Hauptrichtung - von der sie allerdings in mehreren, zum Teil engen Schlaufen abweicht - bis zum Westrand der Jiloca-Senke, welche das Sistema Ibérico in Nord-Süd-Richtung zerschneidet.

 


Serranía de Cuenca, Montes Universales und Sierra de Albarracín
Abschnitt EHWS Sistema Ibérico, Teil I
  (Fernwanderprojekt EHWS)
Länge / Dauer 173,2 km / 8 Tage
Durchgeführt 1. - 8. Oktober 2024
Höchster Punkt 1'829 m: Muela de San Juan
Tiefster Punkt 917 m: Chillaón de Cuenca
Start Chillarón de Cuenca
Ende Santa Eulalia del Campo
Fernwanderwege

Camino Santiago de la lana, GR 10.1 (Teilstücke)

Weitere Facts & Figures
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Auf der Atlantik-Seite begrenzt die EHWS auf diesem Abschnitt das Einzugsgebiet des Tajo, das sie von den Einzugsgebieten der Mittelmeer-Flüsse Júcar, Turia und Ebro trennt. Mit Ausnahme des Ebro haben alle diese Gewässer ihren Ursprung in diesem Gebiet; die Quellen von Júcar, Tajo und des Turia-Zweigs Guadalaviar liegen alle drei jeweils nur wenige Kilometer voneinander entfernt in der Übergangszone von der Serranía de Cuenca zu den Montes Universales und sind für den gewundenen Verlauf der EHWS in diesem engen Raum verantwortlich. 

 

Das Gebiet gehört - zusammen mit grossen Teilen des übrigen Sistema Ibérico - zu den am dünnsten besiedelten Gegenden Spaniens. Städte weist es keine auf; abgesehen von dem rund 1000 Einwohner starken - weder von der EHWS noch von meiner Wanderroute berührten - Städtchen Albarracín zählen die grössten Ortschaften jeweils gerade einmal einige hundert Seelen. Im Raum zwischen Cuenca und der Jiloca-Senke gibt es keine Bahn- und keine wichtigeren Strassenverbindungen und damit ausser Schulbussen keine öffentlichen Verkehrsmittel. Mit dem 1600 Meter hohen Griegos verzeichnen die Montes Universales das zweithöchstgelegene und zugleich das kälteste Dorf Spaniens in ihren Gefilden. Bescheidene Infrastrukturen ermöglichen einen sanften ländlichen Tourismus - so etwa Skilanglauf, Wandern und Radfahren. Unterkunftsmöglichkeiten sind jedoch dünn gesät und verlangen oft eine Mindestaufenthaltsdauer von zwei Nächten (weshalb sie sich für Fernwanderer wenig eignen). 

 

Ein zusammenhängendes Wanderwegnetz gibt es nicht; mehrere Orte verfügen jedoch über lokale, vereinzelt auch miteinander verbundene Wanderwege. An seinem westlichen Rand wird das Gebiet von einem Ast des Jakobsweg-Netzes (dem "Camino de la lana" oder "Weg der Wolle") gestreift, im mittleren Teil wird es von einer Sub-Variante des nationalen Fernwanderweges GR 10 durchzogen. Wo es Wanderwege gibt, habe ich sie - mit einzelnen, allerdings durchaus prekären Ausnahmen - bestens markiert und ausgeschildert und in leidlich gutem Zustand angetroffen. Abseits von diesen führen zahlreiche - freilich weder markierte noch beschilderte - Forstwege und -strässchen durch die Wälder, Steppen und Weiden, die sich auch zu Fuss gut nutzen lassen. Einzelne schwach befahrene - manchmal aber längere - Strassenabschnitte lassen sich nicht vermeiden.

 

Ich habe diese Gebirgsgruppe im Oktober 2024 in acht Tagesetappen durchwandert und dabei rund 173 Kilometer zurückgelegt. Angereist bin ich per Flug nach Madrid und von da per Hochgeschwindigkeitszug AVE nach Cuenca. Dort logierte ich während der ersten Tage stationär und liess mich jeweils per Taxi zwischen meiner Unterkunft und den Etappenorten hin- und herbringen. Weitere Übernachtungsorte waren Tragacete, Gaudalaviar, Griegos und Bronchales. Vom Endpunkt Santa Eulalia del Campo reiste ich per Bahn nach Valencia und am Folgetag von dort per Flug in die Schweiz zurück.

Etappierung

Unten siehst du, wie ich die Strecke in Etappen unterteilt habe.

Etappe 1 (1. Oktober 2024) Chillarón de Cuenca - Collados 25,9 km / 7h05'
Etappe 2 (2. Oktober 2024) Collados - Portilla
19 km / 5h35'
Etappe 3 (3. Oktober 2024) Portilla - Camping Los Majadas - Las Majadas
13,5 km / 4h
Etappe 4 (4. Oktober 2024) Camping Los Majadas - Tragacete 27,1 km / 7h40'
Etappe 5 (5. Oktober 2024) Tragacete - Guadalaviar 23,6 km / 6h55'
Etappe 6 (6. Oktober 2024) Guadalaviar - Muela San Juan - Griegos 13,7 km / 4h
Etappe 7 (7. Oktober 2024) Griegos - Bronchales 20 km / 5h20'
Etappe 8 (8. Oktober 2024) Bronchales - Santa Eulalia del Campo
30,4 km / 7h25'

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Tagesberichte

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Zu warm für Wolle

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 1: Chillarón de Cuenca - Collados

Bei Tondos. Weg der Wolle.
Bei Tondos. Weg der Wolle.

Zuerst ging ich ein paar Stunden auf dem «Camino de la lana» – eben jenem Jakobsweg, den ich am Ende der letzten, verregneten Etappe im Frühjahr mit feuchten Kleidern gekreuzt hatte. Um Wolle («lana») auf dem Leib zu tragen, wars heute hingegen zu warm – umso mehr, als es nebst flachen Stücken auch einige hundert Höhenmeter zu überwinden galt. Lohn für das Schwitzen gab es erst nach Verlassen des Camino in Form von Fernsichten über die bereits durchwanderte Mancha und die Alcarria.

 

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Langer Rücken durch einen Flickenteppich

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 2: Collados - Portilla

Auf der EHWS beim Cierro Hueco.
Auf der EHWS beim Cierro Hueco.

Von West nach Ost wird der Campichuelo durchquert – eine flache Gegend, die sich zwischen der Alcarria und der Serranía de Cuenca erstreckt. Von dem die Wasserscheide bildenden Rücken, der sich nicht hoch, aber markant über die Ebene erhebt, boten sich weite Ausblicke über einen bunten Flickenteppich von Feldern hin zu Gebirgsrändern, die sich zu einer Art Küstenlinie zusammenschlossen. Ein zunächst klarer Himmel verschwand zusehends hinter Wolken, die ihre feuchte Ladung aber zurückhielten.

 

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Erst kein Weg und dann kein Netz

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 3: Potilla - Camping Las Majadas - Las Majadas

Hociquilla-Schlucht, unterer Teil.
Hociquilla-Schlucht, unterer Teil.

Die erste Hälfte der Wanderung führte mich durch eine wilde, steinige und immer enger werdende Schlucht, in der ich irgendwann den Weg verlor und aus der ich schliesslich nur mittels wagemutiger Kraxelei herausfand. Um auf der anschliessenden zweiten Hälfte dann geradezu entspannt über ein sanft moduliertes, wunderschönes Hochplateau zu bummeln. In der verlassenen Gegend musste ich allerdings infolge Funklochs umkehren, um ein Taxi für den Rückweg in die Zivilisation ordern zu können.

 

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Im Niemandsland mit Bruce Springsteen

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 4: Camping Las Majadas - Tragacete

Cerro de la Nevera.
Cerro de la Nevera.

Im Dunkeln liess ich mich wieder nach Las Majadas hochfahren, mit dem ersten Tageslicht zog ich los. Lange Geraden führten mich durch einsamste Gegenden, märchenhafte Wälder und paradiesische Weiden. Der Aufstieg zum höchsten Punkt des Tages wurde mit Fernsichten über die bewaldeten Weiten der kaum besiedelten Serranía belohnt. Erst im kleinen Gebirgsort Tragacete traf ich wieder auf Menschen. Dank einem von ihnen – dem Wirt meiner Unterkunft – genoss ich das Abendessen mit musikalischer Begleitung von Bruce Springsteen.

 

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Brummen und Blöken

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 5: Tragacete - Guadalaviar

El Portillo, Blick über die Vega del Tajo.
El Portillo, Blick über die Vega del Tajo.

Am Morgen dieses prächtigen Samstags startete ich am Ufer des jungen Júcar, am Abend überquerte ich den noch jüngeren Guadalaviar – beides Gewässer, die zum Mittelmeer hinströmen. Dazwischen lagen zwei Pässe und der ebenfalls junge, bei Lissabon in den Atlantik mündende Tajo. Ich durchschritt somit sozusagen das Wasserschloss Iberiens. Einsamkeit pur – wenn da nicht die Passstrassen gewesen wären, die Motorräder scharenweise anlockten. Ohne deren Brummen drang aber einzig das Blöken von Schafen durch die Stille.

 

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Dem Himmel nah

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 6: Guadalaviar - Griegos (via Muela de San Juan)

Muela de San Juan, über Griegos.
Muela de San Juan, über Griegos.

Der Himmel war grau, die Berge am Morgen wolkenverhangen. Ein gemütlicher Sonntagsspaziergang durch idyllisches Weideland brachte mich in kürzester Zeit zu meinem Etappenort. Der ist stolz auf sein Prädikat als «zweithöchstes Dorf Spaniens», auf seinen noch etwas höheren Hausberg, den ich am Nachmittag erklomm, und auf die in der menschenleeren Landschaft besonders klaren Sternennächte. Der Polarstern etwa – so verrät es ein astronomischer Lehrpfad – ist nur gerade 431 Lichtjahre entfernt.

 

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Von Winden und Hunden

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 7: Griegos - Bronchales

Auf dem GR 10.1, Blick zurück zum Muela de San Juan.
Auf dem GR 10.1, Blick zurück zum Muela de San Juan.

Sturmprognosen für den Nachmittag liessen mich schon vor Anbruch der Morgendämmerung aufbrechen: So wollte ich den Windspitzen zuvorkommen. Gar keinen Wind von diesem Plan bekommen hatten allerdings zwei Hunde, die mir kurz nach Griegos nachsetzten. Sie schienen mein Auftauchen im Halbdunkel als Angriffsversuch auf die durch sie zu bewachenden Schafherden zu missdeuten. Erst aus nächster Nähe liessen sie sich das ausreden. Es blieb – auf einem sonst durch lauter Wälder führenden Weg – der einzige Aufreger des Tages.

 

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Zerzauste Verlassenheit

EHWS Sistema Ibérico, Etappe 8: Bronchales - Santa Eulalia del Campo

Bei Piedra, Weg nach Pozondón.
Bei Piedra, Weg nach Pozondón.

Nach nächtlichem Regen war es am Morgen wieder trocken. Was jedoch blieb, war der Wind, der über das baumlose, weite und verlassene Hochland fegte und die Wolken zerzauste. Zum Glück hatte ich ihn meist im Rücken – was wohl dazu beitrug, dass ich die rund 30 km lange Strecke, die etwa zur Hälfte auf einer Strasse verlief, schneller hinter mich brachte als erwartet. Es brockte mir zum Abschluss meiner Acht-Tage-Wanderung eine über dreistündige Wartezeit an einem fast leeren Bahnhof ein.

 

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